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KI-Musikflut: Von The Velvet Sundown bis Aventhis

Seit Juni jagt in der KI-befeuerten Musikszene ein Aha-Moment den nächsten: Die fiktive Indie-Band The Velvet Sundown brachte binnen sechs Wochen drei Alben heraus, komplett illustriert mit Midjourney-Grafiken, eingesungen mit einer von Suno generierten Stimme und so erfolgreich beworben, dass inzwischen rund eine halbe Million Menschen monatlich zuhören – Playlist-Platzierungen inklusive. Kurz darauf überschritt der angebliche Outlaw-Country-Sänger Aventhis die Marke von einer Million Spotify-Hörer:innen; Expert:innen schätzen, dass bis zu 87 Prozent seiner Songs direkt aus Suno- oder Riffusion-Prompts stammen. Solche Beispiele zeigen, wie radikal KI derzeit die Produktions- und Veröffentlichungspraxis verschiebt: Streamingdienste verfügen bislang über keine wirksamen Qualitätsfilter, und Plattformen wie Deezer gehen davon aus, dass schon heute etwa jeder fünfte Upload vollständig KI-generiert ist. Wer ein Mindestmaß an Markenverständnis, Genrekenntnis und Marketing-Know-how mitbringt, kann die Kataloge in kürzester Zeit fluten – und trifft dabei auf ein Publikum, dem die Herkunft der Musik oft gleichgültig ist.

Chancen für Kreative und Branche

Trotz aller Skepsis eröffnet diese Entwicklung spannende Perspektiven. Zum einen demokratisiert sie die Produktion, weil Tools wie Suno oder Udio die Kostenbarriere nahezu auf null senken und selbst Nischenszenen in wenigen Stunden releasefähig machen. Zum anderen entstehen neue Berufsbilder: Prompt-Engineering, KI-Sounddesign, Datenkuratierung oder ethische Beratung sind längst keine Buzzwords mehr, sondern reale Rollen bei Labels und DIY-Acts. Außerdem gewinnen Kreative Zeit für das Unersetzbare, sobald Routinen wie Rough-Mixes oder Ideenskizzen an Algorithmen ausgelagert werden; übrig bleibt Raum für Live-Performance, Community-Aufbau und tiefes Storytelling. Schließlich kann Transparenz selbst zum Unique Selling Point werden: Kennzeichnungspflichten wie Deezers AI-Badge machen handgemachte Tracks wieder klar erkennbar und geben Fans, die Authentizität suchen, ein bewusstes Kaufargument.

Handlungsfelder für das Netzwerk

Damit dieses Potenzial im Ökosystem ankommt, lohnt es sich, KI bewusst als Co-Producer einzusetzen, deren Anteil offen zu deklarieren, die Funktionslogik der Tools aktiv zu erlernen, die Community an Prompt-Sessions oder Vor- und Nachversionen teilhaben zu lassen und sich in Brancheninitiativen für faire Streaming-Raten sowie verbindliche Content-ID-Standards starkzumachen. Wer die Welle reitet, statt sich von ihr überspülen zu lassen, entdeckt ein Spielfeld voller neuer Ausdrucks- und Geschäftsmodelle. Die Zukunft gehört jenen, die Technologie als Verstärker ihrer künstlerischen Handschrift verstehen – nicht als Ersatz.

Übrigens: Erkennst du, ob hier eine KI mitgeschrieben hat – und experimentierst du vielleicht selbst schon mit künstlicher Intelligenz? Erzähl uns davon in den Kommentaren.

Quellen:
https://mailchi.mp/lowbudgethighspirit/ausgabe-101?e=7fe558dc1a

https://diffus.de/p/was-uns-die-band-the-velvet-sundown-lehren-kann/

https://www.musicbusinessworldwide.com/that-ai-artist-with-over-1m-listeners-on-spotify-his-music-was-created-with-suno-says-expert-report/